Ich vergleiche meinen Unterricht oft mit der Arbeit eines Bildhauers. Jeder Stein ist anders aufgrund seiner Beschaffenheit, Struktur, Form, Größe und Dichte. In jedem Stein ist bereits das fertige Bild angelegt und an dem Bildhauer ist es, es schon zu sehen. Jeder Stein hat seine besonderen Anforderungen an den Bildhauer. Er birgt Möglichkeiten in sich, aber auch Grenzen. Es bedarf des richtigen Werkzeuges, der nötigen Achtsamkeit. Die Eigenart des Materials muss erhalten bleiben, die Härte, die Farbe, die Ausdruckskraft. Ist er marmoriert, ist er glatt oder porös? Muss das Bild klar herausgearbeitet oder sollte es nur angedeutet werden? Beide, der Stein und der Bildhauer treten in eine Beziehung zueinander. Im Moment des Zusammentreffens wirken beide aufeinander ein. Keiner bleibt der, der er ist. Der Stein wird schließlich zum Kunstwerk und der Bildhauer um Geschicklichkeit und Erfahrung reicher. Beide bleiben ineinander sichtbar. Im Stein die Handschrift des Künstlers und in ihm die Erfahrung mit diesem Stein.
Dietmar Seibert – Oktober 2019
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